Auszug aus dem Nachruf für Fritz Stern im Kölner Stadtanzeiger:
"....Es muss – gerade für einen Historiker – schrecklich sein, Jahrzehnte lang erlebt zu haben, wie es durch viele Rückschläge hindurch doch immer besser ging, um ganz am Ende wieder Entwicklungen zu beobachten, die verdächtig denen ähneln, vor denen man davonrannte, um sein Leben zu retten. Mit einem Schlag steht vor einem, was man hinter sich wähnte..."Auszüge aus dem 3sat - Kulturzeit-Interview mit dem bedeutenden Historiker Fritz Stern
Was genau ist die Gefahr für die Demokratie im Moment?
"Da sehe ich die Gefahr einer Verdummung der Menschen - die kann man nicht unterschätzen - die Verdummung auch in diesem Lande. Zum Teil durch amerikanisches Fernsehen, auch durch social media, die 'Political Correctness'. Wir stehen in einem Zustand des andauernden und radikalen Wackelns. Das kann einen besorgt machen."
Was bedeutet es, wenn die Institutionen so wackeln, für die Zukunft der Demokratie?
"Eine weitere Verunsicherung. Wenn man Verunsicherung, Angst und Verdummung zusammentut, dann kommt das große Schreien nach Autorität, nach Führung. Das alles sieht man im Augenblick in Amerika wahrscheinlich am deutlichsten."
...Die (Trump & Co) sind rechtsradikal und würden das Land und die Welt ins Unglück stürzen. Die haben absolut keinen Wirklichkeitssinn. Konservative oder rechtsstehende Leute, die sich Sorgen machen um ihre eigene Position, um ihre eigene Macht. Die glauben, sie könnten jemanden wie Trump benutzen, um ihre Macht zu behalten - das ist eine gefährliche Illusion."
Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die nicht all das erlebt haben, was Sie erlebt haben, die Orientierung suchen?
"Beschäftigt Euch mit der Vergangenheit, um sich an den menschlichen Schicksalen aus der Vergangenheit zu orientieren, sich zu erinnern, und das nicht einfach hinzunehmen und zu glauben, dass die Errungenschaften der Zeit zwischen 1945 und - sagen wir mal - 1970, dass man das nicht einfach als gegeben hinnehmen kann. Und zu glauben, das ist so, das bleibt so. Es bleibt nur so, wenn man es verteidigt. Dieser Appell sollte gerade an die Jugend gestellt werden. Ich weiß nicht, wie weit das im Augenblick geschieht. Ich glaube, nicht genug."
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